Quantentechnologien betrachtet aus zwei Perspektiven
Das ‚Learning from Leaders‘ Event war so konzipiert, dass alle Fragen aus der akademischen und aus der wirtschaftlichen Perspektive beantwortet werden. Deshalb war es uns eine große Freude, dass Dr. Judith Gabel, Experimentalphysikerin der LMU und Teil des TUM-LMU Projekts QL3 – Quantum LifeLong Learning, aus der akademischen Perspektive Ihre langjährigen Erfahrungen aus der Forschung sowie Bildungspraxis geteilt hat. Als Pendant aus der Wirtschaft konnten wir Dr. Alexander Glätzle gewinnen, der als Co-Gründer und CEO des Start-ups planqc die Produktion von Quantencomputer revolutionieren will. In diesem Jahr wurde er vom Capital Magazin in die ‚Top 40 unter 40‘ aufgenommen. Abgerundet wurde die Gesprächsrunde von der professionellen Moderatorin Isabel Werdin. Mithilfe ihrer Fragen wurde das komplexe Thema auch für Personen mit und ohne Hintergrund in Quantentechnologien verständlicher.
Wird ein Durchbruch der Quantentechnologien kommen?
Die Entwicklung der Quantentechnologien ist schwer vergleichbar mit Künstlicher Intelligenz oder anderen disruptiven Technologien. Jeder technologische Fortschritt folgt einem eigenen Rhythmus und hat verschiedene „Durchbruch-Momente“. Ob in den Quantentechnologien auch ein Art „ChatGPT“- Moment entstehen wird, ist aktuell noch mit einem Fragezeichen zu versehen. Verschiedene Abhängigkeiten wie beispielsweise von Lieferanten im Hardware-Bereich von Quantencomputern können Entwicklungsprozesse verlangsamen oder beschleunigen. Grundsätzlich haben Quantentechnologien das Potenzial unseren Alltag zu revolutionieren.
Welche Anwendung gibt es für Quantentechnologien?
Quantentechnologien eignen sich zum aktuellen Zeitpunkt für spezifische Aufgaben, versprechen jedoch in der Zukunft noch deutlich größere Vorteile. So zeichnen sich Quantensensoren beispielsweise durch eine überlegene Leistung im Vergleich zu herkömmlichen Sensoren aus und bieten vielseitige Einsatzmöglichkeiten, insbesondere in der Medizin für äußerst präzise Messungen. Quantencomputer können für die Simulation von Molekülen und chemischen Reaktionen eingesetzt werden, was für diverse Sektoren von großem Interesse ist, wie z. B. die Materialforschung oder die Chemieindustrie. Allerdings sind Quantencomputer gegenwärtig noch nicht hinreichend ausgereift, um komplexe Probleme in großem Maßstab zu bewältigen. Der aktuelle Einsatz beschränkt sich daher auf Experimente mit sehr begrenzten Problemgrößen. Der sogenannte Quantenvorteil, also die Überlegenheit gegenüber herkömmlichen Rechnern, ist bisher noch nicht realisiert. Unternehmen haben dennoch die Möglichkeit, Rechenleistung auf Quantencomputern zu erwerben, um erste Experimente durchzuführen und die Potenziale dieser Technologie zu erkunden.
Eng verknüpft: Wirtschaft und Forschung im Bereich Quantentechnologien
Wirtschaftlich aktiv sind im Feld der Quantentechnologien und insbesondere in der Entwicklung von Quantencomputern fast ausschließlich Forschungseinrichtungen oder Start-ups, die nah an der Forschung sind. Die neusten Entwicklungen im Feld der Quantentechnologien sind eng verknüpft mit dem aktuellen Stand der Forschung. In München profitieren beide Seiten auch vom Munich Quantum Valley, welches Forschung und Praxis miteinander in Kontakt bringt. Zudem fördert der Staat Bayern Quantentechnologien, was München zu einem attraktiven Standort für Gründerinnen und Gründer in diesem Bereich macht.
Networking und individuelle Fragen an die Expert:innen
Nach der Gesprächsrunde und einem allgemeinen Q&A im Plenum war Zeit zum Vernetzen und auch für individuelle Fragen an Dr. Judith Gabel und Dr. Alexander Glätzle. Beide Expert:innen beantworteten auch nach dem offiziellen Teil des Events viele Fragen der Teilnehmenden. Bei Erfrischungen und Fingerfood tauschten sich viele zu den neuen Erkenntnissen aus.
Wir sagen Danke für diesen gelungenen Abend und freuen uns schon auf weitere Netzwerk-Gelegenheiten in 2024.
Sie wollen tiefer in Quantentechnologien einsteigen?
Wir bieten im Rahmen von QL3 – Quantum LifeLong Learning verschiedene Weiterbildungsprogramme für Interessierte an.
Alle Bilder: © Thomas Linkel