Katja Severa ist stellvertretende Qualitätsmanagementbeauftragte am Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz – und nun auch Beauftragte für Patientensicherheit. Dazu hat sie als eine der ersten Teilnehmenden das berufsbegleitenden Zertifikatsprogramm „Fokus Patientensicherheit: Veränderungen aktiv gestalten“ am TUM Institute for LifeLong Learning absolviert. Im Artikel erzählt sie von ihrem Eindruck vom Seminar und erklärt, warum das Thema Patientensicherheit so relevant ist wie nie.

„Gerade im OP, wo oft unter Zeitdruck und mit mehreren, wechselnden Mitarbeitern im Team gearbeitet wird, können durch ein gutes Patientensicherheitsmanagement Fehler bewusst vermieden werden. Hier denke ich auch an die innerklinischen Reanimationen auf den Normalstationen; da sind die Teams sicher nie in der gleichen Zusammensetzung zu finden“, berichtet Katja Severa nach dem Zertifikatslehrgang.

Technische Systeme in Krankenhäusern werden außerdem heutzutage immer komplexer, Prozesse ändern sich häufig und werden vielschichtiger – es gibt also viele Situationen, in denen Fehler passieren können, die Teammitgliedern und Patient*innen gefährlich werden können. Von einer steigenden Belastung in Stationen durch die Corona-Pandemie ganz zu schweigen. Patientensicherheit gewinnt also mehr denn je an Bedeutung.

Der „Faktor Mensch“: Lösungsorientierter Umgang mit Risiken

Foto: Peter Kick

Das Zertifikatsprogramm „Fokus Patientensicherheit“, das ein Gemeinschaftsprojekt der medizinischen Fakultät der Technischen Universität München, dem Klinikum rechts der Isar, dem Klinikum St. Elisabeth Straubing und dem Lufthansa Aviation Training ist, konzentrierte sich in den drei Präsenzblöcken vor allem auf den „Faktor Mensch“ in diesem Gefüge: Wie kann man beispielsweise eine Sicherheitskultur im klinischen Umfeld etablieren; wie kann lösungsorientiert mit Risiken im Bereich Patientensicherheit umgegangen werden?

„Für mich war es sehr interessant, die verschiedenen Faktoren sachlicher und menschlicher Leistungsvoraussetzungen und deren Auswirkungen kennenzulernen. Auch die Veränderung der Wahrnehmung der unterschiedlichen Mitarbeitenden bei Erhöhung des Stresslevels und das dadurch erhöhte Risiko, Fehler zu begehen, war beeindruckend“, sagt Katja Severa.

Erkenntnisse von der Luftfahrt auf die Medizin übertragen

Ein Teilbereich des Seminars: Erkenntnisse aus der Hochsicherheitsorganisation Luftfahrt und wie diese auf den medizinischen Bereich übertragen werden können. Eine Methode, die auf diese Art bisher in keiner Weiterbildung angewendet wird: Checklisten und Kontrollstellen unterstützen Mitarbeitende, die neu in eine Situation kommen, beispielsweise bei der Identifikation von Risiken.

„In der Medizin würde ich mir eine durchgängig konsequentere Abarbeitung von Checklisten bei verschiedenen Prozessen wünschen. Gerade dann, wenn der Ablauf eigentlich klar ist oder mehrere Mitarbeiter unterschiedlicher Profession beteiligt sind, schleichen sich gern Versäumnisse ein, weil sich jeder auf den anderen verlässt,“ sagt Katja Severa. Ihr Appell: „Bis zum Bewusstsein für eine offene Fehlerkultur, wie es in der Luftfahrt schon lange Bestand hat, ist es in der Medizin noch ein weiter Weg, nicht nur im OP, sondern auch bei dem einen oder anderen Führungsverantwortlichen.“

Wir danken Frau Severa herzlich für das Gespräch und wünschen viel Erfolg bei ihrer Tätigkeit als Patientensicherheitsbeauftragte.

Jetzt für Durchführung ab September 2022 anmelden

Das Zertifikatsprogramm „Fokus Patientensicherheit“ wird ab September 2022 erneut angeboten, Anmeldungen werden ab sofort angenommen. Weitere Informationen und Details zur Anmeldung sind hier zu finden.